Interoperabilität für Helfer-Systeme:
codiertes Verständnis der realen Welt
Es ist großartig, was sich derzeit für Ideen bahnbrechen, die bislang im Verborgenen schlummerten. An dieser Stelle möchten wir, als hih, jedoch einmal Aufmerken – denn an dieser Stelle ist vor allem auch Internationalität gefragt. In Zeiten, in denen eine treffsichere globale Kommunikation besonders auch zwischen Computersystemen der Gesundheitssysteme notwendig ist, wird die Bedeutung von internationalen Standard-Terminologie deutlich, nämlich Ereignisse, Substanzen, Organismen, Krankheiten, Symptome usw. ebenfalls auf internationalem Niveau exakt und eindeutig beschreiben zu können. In den vergangenen Wochen wurden weltweit immer wieder Anfragen nach solchen Terminologien auch im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestellt.
Im Folgenden sind einige informative Links mit weitergehenden Informationen zusammengestellt. Daran wird schnell deutlich, welche Potenziale in Terminologien liegen: treffsichere Bezeichnung relevanter realer Dinge.
SNOMED-CT
SNOMED-CT kann zwar im Moment in Deutschland wegen der Lizenzfrage nur in bestimmten Bereich in Deutschland benutzt werden, doch es ist vorgesehen, schon im nächsten Jahr ganz Deutschland damit zu versorgen. Federführend soll hier das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als Koordinator, wissenschaftlicher Begleiter und Landesvertretung gegenüber der internationalen Community sein. In den Niederlanden, die schon viele Jahre SNOMED-CT nutzen, hat das dortige National Release Center (NRC) bereits die notwendigen Codes wissenschaftlich zusammengestellt und überall publiziert.
Für Fälle besonderer Dringlichkeit werden neben den zwei Mal jährlichen Publikationen von SNOMED-CT auch Interims-Releases publiziert:
- March 2020 SNOMED CT International Edition Interim Release: Up to date COVID-19 content available https://www.snomed.org/news-and-events/articles/march-2020-interim-snomedct-release-COVID-19
Auch für das Juni-Release gibt es schon einen Vorgucker auf die neuen Codes für treffsicheres Codieren:
- Pre-Release COVID-19 Related Content https://confluence.ihtsdotools.org/display/snomed/SNOMED%2BCT%2BCoronavirus%2BContent
Update vom 23. März 2020: Ohne Vorbehalt wird SNOMED International diese COVID-19-bezogenen Codes auch in das kürzlich veröffentlichte Global Patient Set (GPS) aufnehmen, eine dort geführte Liste vorhandener eindeutiger SNOMED CT-Codes, vollständig spezifizierter Namen (FSN), bevorzugter Begriffe in internationalem Englisch und Statushinweisen, die den Benutzern kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
LOINC
LOINC ist ebenso eine gemeinsame internationale „medizinische Computer-Sprache“ (Satz von Kennungen, Namen und Codes) zur Identifizierung von Messwerten, Beobachtungen und Dokumenten. Eine Beobachtung wie einen Messwert kann man sich als “Frage” und das Beobachtungsergebnis als “Antwort” vorstellen. LOINC hilft bei der eindeutigen Kategorisierung und Typisierung von Testergebnissen.
Das verantwortliche Regenstrief-Institute hat eine Fragen-und-Antworten-Seite zusammengestellt:
- SARS Coronavirus 2 https://loinc.org/sars-coronavirus-2/
…und auch hier ca. 325 neue Codes zum neuen Virus veröffentlicht, mit denen sich Testergebnisse weltweit eindeutig kategorisieren und typisieren:
- LOINC Prerelease Term https://loinc.org/prerelease/
ICD-10
Natürlich hat auch die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) einen entsprechenden Code für die Krankheit selbst:
ICD-10 |
U07.1 |
The disease diagnosis of COVID-19 |
Hierzu hat auch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) eine Infoseite zusammengestellt:
- ICD-10 (WHO und GM): U07.1 kodiert COVID-19, Coronavirus-Krankheit-2019 https://www.dimdi.de/dynamic/de/das-dimdi/aktuelles/meldung/icd-10-who-und-gm-u07.1-kodiert-covid-19-coronavirus-krankheit-2019/
Übrigens finden sich in fein-granularen Terminologien wie SNOMED-CT auch Mappings zu anderen medizinischen Fachcodierungen wie ICD-10. In SNOMED-CT sieht das so aus:
Source SNOMED CT Identifier: 840539006 Disease caused by severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (disorder)
⇓ Automatisches Mapping
Target ICD-10 code: U07.1 COVID-19
Das bedeutet, das sein System, dass z. B. klinisch-medizinische Dokumentation in SNOMED-CT im Hintergrund betreibt, andere notwendige Codes durch automatisches Mapping für weitere Zwecke wie die der Abrechnung und Statistik vorschlagen können.
Fazit
International anerkannte und gebräuchliche Terminologien können Sprache auch für Computer eindeutiger machen. Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass in“ Zeiten von Corona“ bestehende Systeme grundlegend geändert werden, aber neue Systeme, Apps usw. – und von den gibt es in der letzten Zeit viele – können dieser gemeinsamen internationalen „medizinische Computer-Sprachen“ bedienen.