Die Vermessung des Patienten
Die Gesundheitsdaten der Deutschen sind Goldstaub für die Forschung. Jetzt wird diskutiert, wie man sie verfügbar macht. Und wer sie alles bekommen darf. Thomas Trappe vom Tagesspiegel / 17. Februar 2020
Die Gesundheitsdaten der Deutschen sind Goldstaub für die Forschung. Jetzt wird diskutiert, wie man sie verfügbar macht. Und wer sie alles bekommen darf. Thomas Trappe vom Tagesspiegel / 17. Februar 2020
Gesundheit ist ein Wert, für die meisten Menschen wahrscheinlich sogar der höchste – messbar ist Gesundheit aber kaum. Doch wie lange der medizinische Allgemeinzustand des Menschen eine abstrakte Größe bleibt, diese Frage stellt sich immer drängender, zum Beispiel für die deutsche Gesundheitspolitik.
Dort werden gerade, weitgehend unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit, die Weichen gestellt für ein völlig neues Verständnis des Patienten in deutschen Kliniken und den Arztpraxen. Der Patient, das unbekannte Wesen, soll entschlüsselt werden, um damit immer mehr Krankheiten immer besser heilen zu können.
Das Ziel ist nicht neu, wohl aber sind es die Erfolgsaussichten, so jedenfalls die Hoffnung vieler Wissenschaftler und von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Ein paar Hindernisse hat er aber noch zu überwinden. Unter Umständen auch das Gendiagnostikgesetz in seiner jetzigen Form.
Die materialisierte Grundlage dieses Mega-Projekts trägt fast jeder gesetzlich Krankenversicherte (GKV) in seinem Portmonee: Die elektronische Gesundheitskarte. Sie ist der Schlüssel zur elektronischen Patientenakte (ePA), dem wichtigsten Projekt von Gesundheitsminister Spahn, sieht man von seinem Run aufs Kanzleramt ab.
Die ePA wird ab Januar 2021 für alle GKV-Mitglieder angeboten, in ihr können Ärzte, aber auch Patienten Dokumente ablegen. Zuerst wird es nur eine sehr rudimentäre digitale Ablage sein, vorrangig für PDF-Dokumente.