Ein erster Blick in den TI-Messenger Maschinenraum
Der TI-Ausbau geht weiter. Das DVPMG sieht ergänzend zu KIM einen Messenger für das Gesundheitswesen vor – und hier gibt es einen ersten Einblick.
Der TI-Ausbau geht weiter. Das DVPMG sieht ergänzend zu KIM einen Messenger für das Gesundheitswesen vor – und hier gibt es einen ersten Einblick.
Autoren: Eric Grey, Produktmanager, gematik GmbH, Lars Roemheld & Dr. med. Philipp Stachwitz, health innovation hub
Mit ihrer offiziellen Pressemeldung vom 02.06.2021 berichtet die gematik über die Entwicklungen zum TI-Messenger, einem Standard für einen Kurznachrichtendienst spezifisch für das Gesundheitswesen. In diesem Artikel berichten wir über technische Hintergründe und erklären die Entscheidungen zur groben IT-Architektur; der TI-Messenger wird von der gematik konzeptioniert, der health innovation hub steht beratend zur Seite.
Zielsetzung
Ein Patient stellt sich mit Brustschmerzen bei seiner Hausärztin vor. Diese veranlasst sofort einen Transport per Rettungsdienst in das nächstgelegene Klinikum. Dort wird ein akuter Myokardinfarkt diagnostiziert, und die Fachärzt:innen aus Kardiologie, Herzchirurgie, Anästhesie und Radiologie beschließen gemeinschaftlich eine Bypass-Operation. Der Patient wird operiert und wird nach seiner Entlassung durch eine niedergelassene Kardiologin und die Hausärztin weiter bereut. Entlang dieses Behandlungspfades entstehen überall komplexe Kommunikationsbedürfnisse zwischen verschiedenen Leistungserbringer:innen: Medizinische Entscheidungen werden getroffen, übergeben, diskutiert, erklärt. Verfügbarkeiten werden geklärt, Dienstpläne besprochen.
Dieses Beispiel verdeutlicht die kommunikativen Herausforderungen vor denen Leistungserbringer:innen in Deutschland regelmäßig stehen. Sei es zwischen Haus- und Facharzt, zwischen ambulanten und stationären Bereichen, zwischen Regel- und Maximalversorger:innen, zwischen ambulanter Pflege und Apotheke, oder auch interdisziplinär zwischen Abteilungen einer Institution – kurzfristige aber möglichst asynchrone Kommunikation gehört zur spezialisierten Versorgung fest dazu.
Es ist nicht verwunderlich, dass Leistungserbringer:innen dabei auf aus dem privaten Umfeld vertraute Kommunikationswege kommen: Über E-Mail, WhatsApp, Signal, oder ähnliche Kurznachrichtendienste sind die meisten Kolleg:innen schließlich schnell und bequem erreichbar. Den meisten ist allerdings auch bewusst, dass es dabei stets um sensible Patientendaten geht, für die solche Systeme nicht gedacht sind und die dort möglicherweise zu datenschutzrechtlichen Konsequenzen führen.
Diese Bedarfssituation wollen diverse Anbieter:innen lösen, indem sie spezialisierte Kurznachrichtendienste anbieten. Allen ist allerdings die Schwierigkeit gemein, dass sich der Nutzen eines Messengers mehr an Netzwerkeffekten bemisst als an technischen Details. Denn die schönste App nützt nichts, wenn der gesuchte Kollege dort nicht erreichbar ist. Und so fällt auch die modernste Arztpraxis schnell wieder auf Fax oder Telefon zurück, wenn die relevanten Kommunikationspartner:innen nicht per Messenger erreichbar sind.
Mit dem Projekt TI-Messenger möchte die gematik dieses Dilemma lösen, indem einheitliche, offene Standards etabliert werden, die Interoperabilität zwischen Messengerdiensten herstellen. Ein definiertes, sehr hohes Sicherheitsniveau mit geregeltem Zulassungsverfahren soll Berührungsängste reduzieren und das „Ausprobieren“ von Kurznachrichten im dienstlichen Alltag der Leistungserbringer:innen unterstützen. So sollen möglichst viele Kolleg:innen innerhalb der TI-Messenger-Plattform erreichbar werden – und gleichzeitig können sich die diversen Anbieter:innen im Wettbewerb voneinander differenzieren und so möglichst innovative, benutzerfreundliche Apps entwickeln.
Die Zielsetzung für den TI-Messenger besteht daher darin, einen einheitlichen, transparenten Standard für sicheres, leistungsfähiges und vielseitig einsetzbares Messaging zu erarbeiten, der das Gesundheitssystem anbieter- und sektorenübergreifend verbinden kann.
Lösungsansätze
Anbieter:innen, die der Spezifikation der gematik folgen und einen solchen Standard unterstützen, sind mit allen anderen TI-Messenger-kompatiblen Lösungen interoperabel. Die Nutzer:innen dieser Anbieter:innen können also miteinander sicher kommunizieren. Sichere Chat-Gruppen über die unterschiedlichen Anbieter:innen hinweg werden möglich, und zwischen spezialisierten Lösungen beispielsweise für Hausärzt::innen und Pflege kann bedenkenlos kommuniziert werden.
Um solche Sicherheit zu erreichen, benötigt der TI-Messenger Ende-zu-Ende Verschlüsselung (E2EE). Einheitliche Messenger-Standards werden durch diese hohen Anforderungen an Sicherheit jedoch verkompliziert: Eine effektive Ende-zu-Ende Verschlüsselung bedingt interoperable Verschlüsselungsverfahren und zusätzlich ein einheitliches System zu Identitäten und Authentifizierung.
Hier finden Sie den kompletten Artikel.
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