Viele Schmerzpatient:innen leiden zeitgleich an mehreren Erkrankungen. Der Behandlungserfolg hängt essentiell vom sektorübergreifenden Informationstransfer zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen ab. Wohl auch deshalb sehen Schmerztherapeut:innen die Digitalisierung eher als Teil der Lösung. Woran es jedoch noch immer hapert, sind spezifische Informationen – auch gerade rund um das neue Thema DiGA.
Was war Ihr Anlass eine Befragung bezüglich DiGA unter Ihren Mitgliedern zu initiieren?
Die Ad hoc-Kommission hat von Beginn an aufmerksam die Diskussionen rund um die Digitalen Gesundheitsanwendungen verfolgt. Durch die hohe Co-Morbidität unserer Patienten und die oft schwierige Behandelbarkeit haben wir eine hohe Awareness gegenüber allen, auch digitalen Möglichkeiten zur Verbesserung unserer Behandlung. Die Toolbox half uns, das Thema einmal breiter in der Schmerzgesellschaft abzufragen.
Wie war die Reaktion Ihrer Mitglieder und welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
Es kam erst einmal gut an, dass wir als Fachgesellschaft die Bedarfe unserer Mitglieder abfragten und natürlich steckt auch unser Anspruch dahinter, vor diesem Hintergrund Angebote zu schaffen. Bemerkenswert fand ich die Anzahl derer, die einerseits ein hohes Interesse an den neuen Möglichkeiten der DiGA-Verschreibungen incl. „Ausprobieren“ von Apps signalisierten und wie wenig tieferes Wissen gleichzeitig darüber vorhanden ist.
Welches Potenzial sehen Sie für Ihre Patient:innen bezüglich Digitaler Gesundheitsanwendungen?
Sehen Sie, wir Schmerztherapeuten sind meistens Teil eines zwar größeren, meist jedoch lediglich analog zusammenarbeitenden Behandlungsumfelds. Das bringt uns oftmals an die kommunikativen Grenzen des Machbaren. Gleichzeitig ist der Wunsch der Vernetzung bei uns Ärzt:innen groß, der Leidensdruck bei den Patienten enorm und fehlendes Wissen über bereits durchgeführte Therapien den Patienten nicht vermittelbar. Für uns birgt die Digitalisierung an diesen Stellen großes Verbesserungspotenzial.
Noch gibt es ja keine DiGA, die Schmerzpatient:innen adressiert – haben Sie dennoch einen Eindruck davon, wie Ihre Kolleg:innen darauf reagierten?
Ja, das ist interessant – zumal andere Disziplinen eher zurückhaltend sind – nehme ich aus meiner Disziplin Interesse und auf Symposien bspw. aktive Nachfrage wahr. Das mag, neben den oben genannten Gründen, auch daran liegen, dass wir ja zumeist einen langfristigen Kontakt mit unseren Patienten haben, der eigentlich nicht immer in Präsenz stattfinden muss, sowieso nicht, wenn es digitale „Brückentechnologien“ gäbe, so wie wir ja bspw. auch die Telekonsultationen schätzen. Und in dieser Kategorie sehe ich auch ganz klar etwaige DiGA. Sie bieten gute Möglichkeiten, Behandlungen und Monitoring fortzuführen oder patientengenerierte Daten in das „große Ganze“ zu integrieren.
Wo sehen Sie hier den größten Informationsbedarf?
Aus unseren Gesprächen ist deutlich hervorgegangen, dass die spezifischen Informationen zu digitalen ergänzenden Anwendungen weitgehend fehlen. Weswegen wir jetzt den Aufbau einer Datenbank und von generellen Qualitätskriterien explizit für den Schmerzbereich anregen, um hier unserer Vermittlerrolle gerecht zu werden. Wir jedenfalls sind uns sicher, dass sich die DiGA etablieren werden und mittelfristig eine feste Größe im Behandlungsspektrum darstellen.
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