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Neue ABDA-Präsidentin setzt auf Digitalisierung

Seit Beginn des Jahres führt mit Gabriele Regina Overwiening zum ersten Mal eine Frau die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Sie wirbt in der Apotheken-Umschau für einen bewussteren Umgang mit Medikamenten, sieht die Digitalisierung als Chance für die örtliche Apotheke und erklärt die Ausgabe der kostenlosen FFP2-Masken.

von Usetree

Frau Overwiening, was ist Ihr größtes Ziel für die kommenden vier Jahre?
Wir Apotheker wollen der Bagatellisierung der Arzneimittel entgegenwirken: Medikamente sind keine Bonbons. Sie sind starke Helfer gegen Krankheiten, haben aber auch ein Gefährdungspotenzial. Wenn man sich die gesellschaftliche Entwicklung anschaut, dann werden heute Arzneimittel etwa in der Werbung und bei manchen politischen Entscheidern eher gehandhabt wie eine beliebige Ware, bei der nur ein möglichst günstiger Preis zählt. Das geht natürlich nicht. Arzneimittel sind das Kernstück fast jeder medizinischen Therapie und deshalb von ungeheurem Wert. Das ins Bewusstsein der Menschen zu bringen, ist unser ganz großes Ziel der nächsten Jahre. Wir wollen die beste und sicherste Therapie bieten.

Wie wollen Sie das schaffen?
Etwa indem wir für Patienten einen Medikationsplan erstellen oder den vorhandenen aktualisieren. Wir analysieren zum Beispiel genau, ob die Arzneimittel, die der Patient einnimmt, Wechselwirkungen verursachen. Bei jeder Arznei, die von einem anderen Arzt verschrieben wird oder die der Patient selbst kauft, muss wieder geschaut werden, ob noch alles zusammenpasst. Das ist sehr aufwändig. Im Moment ist nur jeder 16. Medikationsplan ohne Fehler oder Probleme. Hätten alle Menschen, die mehrere Arzneimitteln einnehmen, einen funktionierenden Medikationsplan, ging es allen besser. Sie wüssten dann genau, welches Medikament sie wann, wie und warum einnehmen sollten.

Wie soll diese Beratung finanziert werden?
Über das kürzlich beschlossene Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz haben wir Apotheker die Möglichkeit, pharmazeutische Dienstleistungen – ein Beispiel dafür ist die Analyse des Medikationsplans – mit den Krankenkassen zu verhandeln und ein Honorar dafür zu bekommen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das Arzneimittel wird nämlich nur gepaart mit der richtigen Dienstleistung zu einem starken Helfer. Die Menschen brauchen verlässliche und persönliche Ansprechpartner in der Arzneimitteltherapie. Wir können uns dann noch mehr Zeit für die Patienten nehmen. Wir retten damit Leben. Jeden Tag!

Wie hilft die Digitalisierung in Zukunft?
Wir wollen die Digitalisierung so einsetzen, dass sie die Patienten bei der Therapie und uns bei der Arbeit unterstützt. Moderne Anwendungen werden zunehmend eine Rolle spielen. Auf den Medikationsplan können zum Beispiel Ärzte und Apotheker zugreifen und der Patient hat ihn künftig auf dem Smartphone immer bei sich. Mithilfe von Daten können wir den Menschen in Deutschland, die immer älter werden und komplexere Therapien brauchen, besser helfen. Ein Beispiel: Vielleicht schafft es ein herzkranker Patient gar nicht mehr zu mir in die Apotheke. Aber wenn er auf seine Waage geht, wird mir sein Gewicht digital übermittelt. Ein höheres Gewicht als an den Tagen davor bedeutet, dass eventuell die Dosis seiner Entwässerungstabletten erhöht werden muss. Ich nehme Kontakt auf und ändere in Rücksprache mit dem Arzt für die Woche die Dosierung der Entwässerungstabletten.

2022 soll das elektronische Rezept flächendeckend eingeführt werden. Was verändert sich dadurch?Praktisch wird das so laufen: Die Patienten bekommen beim Arzt einen QR-Code, der im Handy gespeichert oder ausgedruckt wird. Das ist der Schlüssel, den man dem Apotheker gibt, damit er an das Rezept herankommt. Man kann ihn digital übermitteln oder persönlich in die Apotheke bringen. Wer nicht kommen kann, kann sich das Medikament vom Botendienst liefern lassen. So oder so hat der Patient immer persönliche Ansprechpartner.

Das vollständige Interview lesen Sie hier
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