Eigentlich dreht sich derzeit in vielen Arzt-Praxen alles um die Einführung des KIM (Kommunikation im Medizinwesen)-Tools, wieso braucht es jetzt auch noch einen Messenger?
Der Versand von Kurznachrichten in Praxen und Kliniken hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie zu einem Digitalisierungsschub geführt. Als neuer Kommunikationsstandard für Kurznachrichtendienste soll der TI-Messenger KIM ergänzen und eine sichere Alternative zu WA sein.
Überfordert Ihr die Ärzt:innen und vor allem auch die Software-Hersteller nicht jetzt mit noch einer weiteren Anforderung?
Ich sehe ein, dass das eine herausfordernde Zeit ist. Aber unsere Arbeit zum TI-Messenger, also die Veröffentlichung einheitlicher Standards für einen sicheren, leistungsfähigen und vor allem interoperablen, sogar sektorenübergreifenden Messenger-Markt beinhaltet ja keine to-do’s für die Ärzt:innen. Im Gegenteil, wir unterstützen mit klaren Standards alle Unternehmen bei ihrer Entwicklung und brechen so die, bis dato größtenteils proprietären Systeme auf und erweitern die TI um sehr viele weitere wichtige Nutzergruppen – und Professionen.
Auch für die gematik ist das eine neue Methodik – als Produkthersteller?
Nein, ganz so ist es nicht. Die gematik entwickelt keinen eigenen Messenger. Wir verwenden das bestehende frei verfügbare Messenger-Protokoll der Matrix.org Foundation, dass den Ansprüchen an Interoperabilität, Integrierbarkeit und Innovationsoffenheit gerecht wird. Auf Basis unserer Festlegungen können die Unternehmen dann eigene Messenger-Lösungen nutzerzentriert entwickeln und ihren Kunden nach Zulassung durch uns anbieten. Somit haben die Nutzer:innen erstmals die freie Entscheidung, über welchen TI-Messenger sie kommunizieren möchten, ohne dabei auf die Erreichbarkeit aller weiteren Nutzer verzichten zu müssen, die andere TI-Messenger-Dienste nutzen. Die Verwendung der Standards garantiert die Erreichbarkeit aller TI-Messenger-Nutzer durch die Gewährleistung von Interoperabilität zwischen einzelnen Messenger-Diensten bei gleichzeitiger Wahrung von Datensicherheit durch strenge Ende-zu-Ende Verschlüsselung über die Dienste hinweg. Durch ein zentrales Adressbuch werden alle authentifizierten Nutzer erreicht.
Adressiert Ihr ausschließlich den niedergelassenen Bereich?
Nein, eben nicht. Wir sind ausdrücklich intersektoral unterwegs, wenn du so möchtest. Aber auch das gänzlich andere Szenario ist denkbar: die sichere Kommunikation innerhalb einer Klinik. Die Messenger-Architektur sieht vor, dass Kliniken innerhalb des TI-Messengers Rollenkonzepte vergeben können. Die Authentifizierung kann nach unserer aktuellen Konzeption über den klinikeigenen Server erfolgen. Die Nutzer einer Institution können dann über interne Accounts sicher kommunizieren – innerhalb des authentifizierten hinterlegten Adressbuchs.
Ich glaube, wir leisten damit einen echten Beitrag zur Marktoffenheit für Anbieter und zur Wahlfreiheit für Nutzer.
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