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ZDG – Digitale Lösungen in der Versorgung erfahrbar machen

Die Förderbekanntmachung für die “Zukunftsregion Digitale Gesundheit” ist raus. Ein Gespräch mit Friederike Botzenhardt, Referatsleiterin ‚Innovationsfonds & Zukunftsregion Digitale Gesundheit‘ im BMG, wie Innovationen im Versorgungsalltag getestet werden können.

von hih

Welche großen (und kleinen) Themen sollen in der Initiative Zukunftsregion Digitale Gesundheit gefördert werden? 
In der Zukunftsregion Digitale Gesundheit soll die Digitalisierung im Gesundheitswesen in verschiedenen kleineren Modellvorhaben und Pilotprojekten konkret in der Versorgung erfahrbar gemacht werden, um Erkenntnisse zur Akzeptanz und Nutzung zu gewinnen. Es werden dabei explizit alle Bereiche des Gesundheitswesens, ebenso wie alle potenziellen Nutzer*innen angesprochen. Zum Einsatz kommen können also z.B. digitale Lösungen, die die Kommunikation zwischen Leistungserbringern verbessern, die Patient*innen im Versorgungsalltag unterstützen oder die Arbeit für Berufsgruppen im Gesundheitswesen effizienter und für Patient*innen sicherer machen. Wir wollen hier bewusst keine zu konkreten Vorgaben machen, sondern freuen uns auf kreative Ansätze. Wichtig ist nur: Wir wollen digitale Tools und Anwendungen, die Probleme lösen! Und die Testung muss in Berlin-Brandenburg stattfinden. 

Kann sich aus diesem Themenspektrum jeder mit einer guten Idee um eine Förderung bemühen? 
Der Adressatenkreis der Ausschreibung ist breit gefächert. Ziel ist die konkrete Anwendung digitaler Lösungen in der Versorgung. Daher ist es sinnvoll, wenn sich für die Antragstellung bereits die Hersteller/Anbieter digitaler Lösungen und die Anwender/Nutzer digitaler Lösungen zusammentun. Dies können sowohl jegliche Leistungserbringer – von der Pflege über Logopäden und Physiotherapeuten bis hin zur Apotheker- und Ärzteschaft, aber selbstverständlich auch die Patientenseite, z.B. in Form von Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen sein. 

Wie weit müssen die Themen / Projekte bereits gedungen sein, um in die nähere Auswahl zu kommen? 
Die digitalen Lösungen sollen einsatzbereit sein. Wir legen den Förderschwerpunkt bewusst nicht auf die Forschung und Entwicklung, sondern auf die konkrete Anwendung. Schließlich gibt es bereits so viele tolle fertige digitale Lösungen, die darauf warten, endlich in der Versorgung eingesetzt zu werden.
Die Antragstellung erfolgt zunächst in Form einer Projektskizze. Hier ist allerdings schon recht konkret darzustellen, wie die Projektidee aussieht, wie sie umgesetzt werden soll, wer daran beteiligt ist und natürlich auch, wieviel Förderung dafür benötigt wird – und ganz wichtig: Welcher Erkenntnisgewinn damit angestrebt wird! Es wird allen Förderinteressenten empfohlen, sich bei Unsicherheiten an den Projektträger zu wenden. Dieser steht bei allen administrativen Fragen rund um die Einreichung von Projektskizzen unterstützend zur Seite.  

Können sich auch DiGA-Anbieter auf eine Förderung bewerben? 
Wir wollen durch die Testung verschiedener digitaler Lösungen Erkenntnisse zum Einsatz dieser im Versorgungsalltag gewinnen. Wir wollen besser verstehen, welche Rahmenbedingungen und Faktoren die Digitalisierung fördern oder aber hindern. Das kann auch den Einsatz von DiGAs betreffen. Es geht dabei aber bewusst nicht um die konkrete „Nutzenbewertung“ einzelner digitaler Lösungen. Was wir also nicht fördern – auch wenn sich das sicherlich viele wünschen , ist die Finanzierung von Studien zum Nachweis eines positiven Versorgungseffektes mit dem Ziel der Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis. 

In welchen Bereichen grenzt sich die ZDG-Initiative vom Innovationsfonds ab? 
Die Förderung unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht. Die Projekte im Innovationsfonds laufen meist über mehrere Jahre und sind oft komplexe Großprojekte, regelhaft unter Beteiligung von Krankenkassen. Die dort erprobten neuen Versorgungsformen müssen bereits weit entwickelt sein und sehr umfassend wissenschaftlich evaluiert werden, weil von dem Ergebnis die Überführung der neuen Versorgungsform in die Regelversorgung abhängt. Die Idee der Zukunftsregion ist hingegen eine andere: Wir wollen in kleinen, eher kürzeren Projekten, gerne auch mit Pilotcharakter, ganz pragmatisch digitale Lösungen ausprobieren. Diese können aus allen Bereichen des Gesundheitswesens kommen, also auch aus den Bereichen Reha, Pflege, Prävention und nicht nur begrenzt auf die GKV-Versorgung wie beim Innovationsfonds. Natürlich ist auch hier der Erkenntnisgewinn wichtig, aber in einer anderen Form. So geht es uns eher um die ganz konkrete Identifizierung von Hürden im Versorgungsalltag, um Faktoren, die die Akzeptanz fördern oder um die Optimierung von Prozessen. Dies alles muss aber nicht mit statistischer Signifikanz in Form eines RCT nachgewiesen werden.

Welche weiteren Projekte haben Sie ganz aktuell in der ZDG geplant?

Es läuft aktuell bereits die Testung digitaler Versorgungsangebote durch Patient*innen und Ärzt*innen in den Bereichen Diabetes und Kopfschmerz/Migräne. Nun wollen wir die Testung auf den Bereich Rückenschmerzen ausweiten. Daher veröffentlichen wir in diesen Tagen eine Ausschreibung, mit der wir digitale Versorgungsangebote zur Unterstützung von Patienten mit Rückenschmerzen gewinnen wollen. Konkret sind wir auf der Suche nach Anbietern digitaler Lösungen in Form von bereits CE-zertifizierten Apps oder Web-Anwendungen. Diese sollen im nächsten Jahr in der ZDG-Region Berlin/Brandenburg gemeinsam mit Physiotherapeut*innen getestet werden. Interessierte Hersteller bzw. Anbieter sind herzlich eingeladen an der öffentlichen Ausschreibung teilzunehmen, diese ist in Kürze auf der eVergabeplattform des Bundes zu finden.

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